Lehrende

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Winfried Stürzl
Dozent im Fachbereich Kunstwissenschaften
und Vorstand

Was ist die eindrücklichste Erinnerung an das eigene Studium?
Mir war es wichtig, frei meinen Interessen zu folgen – auch über die Seminare an der Universität hinaus. Von der damaligen Beschäftigung mit grundlegenden Fragen der Existenz, aber auch von den vielen Reisen und den intensiven Begegnungen profitiere ich bis heute.

Was sollte jedem Kunststudenten mit auf den Weg gegeben werden?
Im Grunde das, was für jedes freie Studium gilt: Interesse an der Gestaltung von Welt, innere Beweglichkeit sowie der Mut, seinem Urteilsvermögen, seinen Intuitionen und seinen Sinnen zu vertrauen.

Kunstauffassung
Als Student wurde ich immer wieder gefragt, warum ich Kunstgeschichte studiere. Ich antwortete damals häufig: Weil ich mich für den Menschen interessiere. Das stieß allerdings nicht immer auf Verständnis und war vermutlich auch etwas pauschal ausgedrückt. Heute würde ich vielleicht präzisieren: Weil Kunst auf eine ungemein direkte und sinnliche Weise von der Welt, dem Menschen und ihrer gemeinsamen Entwicklung erzählt. Schließlich war jede künstlerische Arbeit zur Zeit ihres Entstehens einmal zeitgenössisch und hat eine gesellschaftliche, politische oder religiöse Lebensrealität reflektiert. Bei der Betrachtung eines Kunstwerks kann man viel über das Wahrnehmen, Denken und Empfinden einer bestimmten Zeit erfahren. Und so lässt sich Kunstgeschichte auch als Spiegel der menschliche Bewusstseinsentwicklung lesen.

Aktuelle Kunst erscheint mir hingegen als ein wichtiges Mittel nicht nur zur Veränderung von Sehgewohnheiten oder zur Intervention in gesellschaftliche Prozesse, sondern auch zur Erforschung von Welt. Sie ähnelt in meinen Augen der Philosophie, stellt aber nicht das Denken und dessen Beobachtung in den Mittelpunkt, sondern die sinnlichen Erscheinungen und deren Wahrnehmung.

Lehrverständnis an der FKN
Ist Kunst lehrbar? Ich denke, diese Frage stellt sich für den Fachbereich Kunstwissenschaften in ähnlicher Weise wie für die „praktischen“ künstlerischen Disziplinen. Gewiss, um sich in die Themenbereiche dieses komplexen Feldes einzuarbeiten, bedarf es zunächst eines methodischen Instrumentariums, eines „kritisches“ Handwerkszeugs, dessen immer sicherere Anwendung man aber erlernen kann wie den Umgang mit dem Pinsel oder dem Fotoapparat. Sich künstlerischen Arbeiten, Prozessen und Konzepten (auch Texten) so anzunähern, dass sie sich in der Anschauung erschließen, ist hingegen an einen zugleich aktiven und unvoreingenommenen Blick gebunden, der die Beobachtung der eigenen Wahrnehmungs- und Reflexionstätigkeit mit einschließt. Wie bei der Produktion von Kunst geht es hier um kreative Prozesse.

Grundsätzlich bietet die FKN als eine freie Akademie mit interdisziplinärem Ansatz in meinen Augen einen Freiraum, innerhalb dem sich Methoden aus Wissenschaft und Kunst auf fruchtbare Weise ergänzen. Zugleich ist es mir an diesem Ort ein Anliegen, durch die Auseinandersetzung mit Fragen zum aktuellen Kunstbetrieb, die Suche nach der Definition des eigenen künstlerischen Standpunkts zu unterstützen und auch hier entsprechende Werkzeuge zur Verfügung zu stellen.

Die eng an das Konzept der FKN gekoppelte Idee, dass man als Lehrender immer auch Lernender ist – und umgekehrt –, wird mir bei der gemeinsamen Arbeit immer wieder zur bereichernden Erfahrung.

Aktivitäten im Rahmen der Lehre an der FKN
Seminare und Übungen (bis Wintersemester 2016): Bauhaus – Kunst, Lehre, Zukunft; Sehen und Gesehenwerden – Fotografie, Kunstbetrieb und sozialer Raum; „My Way“ – Vom individuellen Umgang mit dem Kunstbetrieb; Reden und Schreiben über Kunst; Kunstvermittlung – Formate, Arbeitsfelder, Praxis; Rituale des Kunstmarkts (mit Ramona Wegenast); Das „Garten Eden“-Projekt: Ausstellungspraxis und Kommunikation; Vom Text und Bild zum Buch – Publikationsmanagement am Beispiel der „Rundgangbroschüre“
Symposium zum FKN-Rundgang 2013: Rituale des Kunstmarkts (mit Ramona Wegenast)
Exkursionen u.a. nach Basel (Kunstmesse), Bregenz (Kunsthaus, Magazin4) Karlsruhe (ZKM, Kunsthalle), Stuttgart (Staatsgalerie, Württembergischer Kunstverein, Künstlerhaus, Weißenhofsiedlung, Galerien etc.), Venedig (Biennale)

Biografie
* 1967 in Esslingen a.N., lebt und arbeitet in Stuttgart
1989 Beginn des Studiums der Kunstgeschichte und der Romanischen Philologie an der Universität Tübingen
1993/94 Assistant d’Allemand am Lycée Monchapet in Dijon/Frankreich
1998 Magister Artium mit einer Arbeit zum „Neuen Bauen“ der 1920er/30er Jahre
1999/2000 Mitarbeit an Ausstellungen im Museum Ludwig Köln und im Kölnischen Kunstverein sowie in der Museumspädagogik an der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
2000–2006 Lektor und Projektmanager bei Arnoldsche Art Publishers, Stuttgart
Seit 2006 freier Kunstvermittler und Kurator sowie Lektor, Redakteur und Autor; u.a. Mitbetreiber des „Fotosommer Stuttgart“ (seit 2006), Initiator und Mitbetreiber des „Tresor – Raum für flüchtige Kunst“ (2008/09), Mitbegründer und -betreiber des freien Kunstprojektraums „Galerie AK2“, Stuttgart (seit 2013) und Mitglied im künstlerischen Beirat des Künstlerhauses Stuttgart (seit 2014)
Seit 2012 Dozent für Kunstwissenschaft an der FKN